Beate Zschäpe verurteilt – Verbindungen zu Gewalt gegen Kinder bleiben ungeklärt
Beate Zschäpe wurde heute (11.7.2018) als Mitglied des NSU zu lebenslanger Haft verurteilt. Der NSU hat aber nicht nur gemordet, sondern es gibt auch nachgewiesene Verbindungen zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder, die wohl nicht mehr gerichtlich aufgearbeitet werden.
So wurde auf Beate Zschäpes Computer Bildmaterial von Gewalt gegen Kinder gefunden, Männer aus ihrem Umfeld sind einschlägig vorbestraft und die DNA eines ihrer Mittäter wurde unter seltsamen Umständen am Fundort von Peggy K. gefunden. Dies sind nur einige Punkte, die wir zusammen getragen haben. Die Details, Hintergründe und unsere offenen Fragen finden Sie in unserem Blog-Artikel über Peggy K.
Verschwörungstheorie? Es ist erschütternd, aber: Nein. Faktenlage.
Wenn wir diesen älteren Beitrag über Peggy K. aus unserem Blog lesen, sind wir immer wieder selbst erschüttert, wie verwoben der NSU, der Mord an Peggy und weitere Fälle von Kindesmisshandlung sind. Das liest sich in der Zusammenstellung wie ein schlechter Verschwörungs-Roman – es ist aber eine Faktenlage, die sich aus vielen kleinteiligen Einzel-Recherchen verschiedenster Journalisten über einen langen Zeitraum zusammen setzt.
Leider werden im Zusammenhang mit dem NSU die Fragen zur Kindesmisshandlung und getöteten Kindern nur selten gestellt. Ein aktuelles Buch von Telepolis [Link zum Web-Archiv], einem eigentlich netzpolitischen Online-Magazin, beleuchtet entsprechende Zusammenhänge. Dort wird eine bundesweite Untersuchungskommission (“SOKO Braunlicht”) zur rechten Szene und ihren Verbindungen in die kriminelle Sexindustrie gefordert. Dieser Forderung schließen wir uns an.
Der Verteidiger von Beate Zschäpe hat Minuten nach dem Richterspruch bereits öffentlich Revision gegen ihre Verurteilung angekündigt. Das bereits fünf Jahre dauernde Gerichtsverfahren geht also weiter – aber die Verbindungen zur organisierten Kindesmisshandlung werden weiterhin kaum Thema sein. Nicht zuletzt tut der Verfassungsschutz wegen seiner verwickelten V-Leute viel dafür, dass die Verbrechen des NSU nicht vollständig aufgeklärt werden können. Dabei bleibt die Frage offen, wie sich der NSU all die Jahre finanziert hat – und die vorhandenen Verbindungen in die Kinderhandel-Szene könnten eine Antwort darauf sein.