Frauen aus Nigeria werden mit dem Juju-Eid zur Prostitution erpresst
In den vergangenen Wochen (März/April 2020) haben uns mehrere Anfragen erreicht von Menschen und Beratungsstellen, die schwer traumatisierte Frauen aus Afrika, insbesondere aus Nigeria, betreuen und begleiten. Dabei handelt es sich um eine Besonderheit dieser Region, die Beratungsstellen weltweit, auch in Deutschland, schon lange bekannt ist.
Die Methode
Den Frauen wird in Nigeria versprochen, dass sie in Europa viel Geld verdienen können. Wenn sie sich auf dieses Versprechen einlassen, müssen sie z.B. Haare, Fingernägel und Kleidungsstücke an einen nigerianischen Priester übergeben, der sie dann einen sogenannten Juju-Eid [1] ablegen lässt. Manche Veröffentlichungen sprechen von Ähnlichkeiten zum Voodoo-Kult. Damit schwören sie, dass sie niemals mit der Polizei sprechen oder Hilfe suchen werden, weil sonst ihre Familie in Nigeria verflucht ist.
An diesen Eid fühlen sich die Frauen spirituell und psychologisch sehr gebunden [2], so dass sie selbst bei Razzien häufig nicht gegen ihre Peiniger aussagen. Das ermöglicht den Täterinnen- und Tätergruppen, diese Frauen extrem sexuell auszubeuten und auch extreme Gewalt anzuwenden oder den „Kunden“ entsprechende Gewalttaten zu ermöglichen.
Dabei spielen häufig sogenannte „Madames“ oder “Madams” eine große Rolle. Das sind Frauen, die als Zuhälterinnen arbeiten und dafür sorgen, dass die Frauen in der Zwangsprostitution vermittelt werden und nicht ausreißen.
Die Netzwerke dieser Menschenhandels-Organisationen sind sehr kleinteilig und dezentral, laufen über persönliche Kontakte, Anwerberinnen und Anwerber in Nigeria bis zu den Madames in Europa über viele Stationen, was es sehr schwer macht, Schuldige oder Drahtzieher.innen zu finden und gerichtlich zu verurteilen. [3]
Spezialisierte Beratungsstellen
Manche Beratungsstellen haben sich auf dieses Juju-System spezialisiert. Wenn Sie Hilfe benötigen, suchen Sie im Internet mit den Stichwort „Juju Beratungsstelle“.
Quellen:
[1] Juju bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Juju_(religiöse Praktik) , abgerufen am 17.3.2023 [Link zum Web-Archiv]
[2] Bericht über die Eröffnung eines Gerichtsverfahrens in Berlin 2013 auf „Menschenhandel heute“, der Blogseite von Sonja Dolinsek, veröffentlicht am 12.2.2013, „Juju und Menschenhandel in Nigeria“, abgerufen am 17.3.2023 [Link zum Web-Archiv]
[3] Bericht im Deutschlandfunk vom 23.11.2019, “Nigerianische Mafia / Menschenhandel mitten in Deutschland“, abgerufen am 17.3.2023 [Link zum Web-Archiv]