Urteile im Ausland

Im Ausland sind juristische Bedingungen oft anders als in Deutschland. Gesetze sind anders formuliert, Rechtshaltungen und juristische Ethik sind oft anders als bei uns. Die hier skizzierten Fälle und Informationen erreichen uns eher zufällig, durch Medienberichte oder Hinweise von Expert/innen aus dem Ausland. Diese Rubrik erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit – aber sie zeigt im einen oder anderen Fall, dass woanders Dinge möglich sind, die für unser juristisches System derzeit nicht gelten. Gesetze fallen nicht vom Himmel, sie werden von Menschen gemacht.

Diese Rubrik richtet sich insbesondere an Politiker/innen. Denn diese könnten dafür sorgen, dass das deutsche Rechtssystem Ermittlungen und Fälle Ritueller Gewalt evtl. effektiver verfolgen und verurteilen kann. Außerdem können Ermittler/innen und Jurist/innen hier vielleicht Denkanstöße finden, wie man anders vorgehen oder Fälle Ritueller Gewalt anders betrachten kann.

Nicht zuletzt wirft die Sammlung von Urteilen aus dem Ausland für uns die Frage auf: “Wenn es diese Fälle im Ausland gibt, wieso halten viele Menschen in Deutschland Rituelle Gewalt für undenkbar?”



Informationen zu diesem Thema:

US-Gericht hebt Strafzahlung der Zeugen Jehovas wieder auf

Im Januar 2020 urteilte ein Gericht in Montana (USA), dass Kirchenvertreter*innen Fälle von sexualisierter Gewalt nicht bei Behörden anzeigen müssen. Der Montana Supreme Court hob damit einstimmig ein Urteil gegen die Zeugen Jehovas wieder auf, das die Gemeinde 2018 zu einer Strafzahlung von 35 Millionen US-Dollar verurteilt hatte.


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Von Tübingen nach Prag, um Taxifahrer zu töten

Im Mai 2014 werden zwei junge Männer aus Rottenburg/Kreis Tübingen, verurteilt, weil sie in Prag einen Taxifahrer getötet haben. Die beiden interessierten sich für Satanismus und Vampirismus und nannten den Wunsch nach Blutrausch als Motiv.

Obwohl der Mord in Prag stattfand, standen die beiden Männer vor dem Tübinger Landgericht.


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Kidwelly/Wales – Sektenführer und Helferinnen verurteilt

Im März 2011 wurden vier Erwachsene aus Wales, Großbritannien (ein Mann und 3 Frauen) verurteilt wegen jahrelanger sexualisierter Gewalt an Jungen und Mädchen. Das Gericht stellte fest, dass der Haupttäter der Leiter eines satanistischen Kultes war und die Kinder in diesem Rahmen manipuliert und eingeschüchtert hat.

Im März 2011 erhielten die vier Erwachsenen Haftstrafen zwischen fünf und zwölf Jahren. Der 48 Jahre alte Kultführer hat nach Ansicht des Gerichtes über 30 Jahre lang Kinder und Jugendliche sexualisiert misshandelt, vergewaltigt und für Geld an andere Täter vermittelt. [1]

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Urteil gegen den Musiker “Oliver Shanti”

Im Jahr 2009 wurde der deutsche New-Age-Musiker und Sektenführer “Oliver Shanti” von einem Münchner Gericht verurteilt, Kinder seiner Anhänger/innen in den 1980er Jahren sexuell misshandelt zu haben. Er bekam eine Haftstrafe von fast sieben Jahren.

Die portugiesischen Behörden taten sich schwer, “Oliver Shanti” zu verhaften. Die Fahndung dauerte sechs Jahre.

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Dutroux und andere in Belgien

Im Jahr 2004 wurde Marc Dutroux verurteilt, weil er mehrere Jahre lang Mädchen und junge Frauen in Belgien entführt, vergewaltigt, gefoltert und getötet hat. Drei Kompliz/innen erhielten ebenfalls Haftstrafen. Dass Dutroux selbst zu einer Sekte gehörte, darauf gibt es keine Hinweise. Belegt sind aber Hinweise darauf, dass er evtl. Kinder an einen Satanskult liefern sollte. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass er Verbindungen zur Stasi und in europaweite pädokriminelle Netzwerke hatte. Damit gibt dieser Fall für unser Thema hochinteressante Einblick in vernetzte Täter/innen-Strukturen. Die Hinweise auf Satanismus bei Dutroux haben wir unter der Rubrik “Religiöse und ideologische Hintergründe” dokumentiert, die Hinweise auf die Stasi unter “Was sagt die Politik?”.

Verhaftet wurde Marc Dutroux am 13. August 1996. Die Polizeibeamten konnten aus einem professionell gebauten Kellerverlies zwei Mädchen, Sabine Dardenne (12 Jahre alt) [1] und Laetitia D. (14 Jahre) lebend befreien. [2], [3] Er selbst führte die Polizisten danach zu den Orten, an denen er vier Mädchenleichen vergraben hatte.


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Brasilianische Sektenangehörige 2003 verurteilt

Im Jahre 2003 wurden in Altamira/Brasilien mehrere Mitglieder der Sekte Lineamento Universale Superior, kurz LUS (Sekte “Oberste Universale Ausrichtung”, engl. “Superior Universal Alignment”) wegen Mordes, Entführung, Folter und Kastration an mehreren Jungen zwischen acht und 13 Jahren verurteilt.

Baustelle: Wir konnten für diesen Fall nur deutsche und englischsprachige Quellen auswerten. Wenn uns jemand beim Auswerten von Suchergebnissen und Artikeln aus Argentinien und Brasilien (also in spanisch oder portugiesisch) helfen kann, melden Sie sich bitte bei uns!

 

11 Jahre, nachdem die Ermittlungen gegen die Sekte begannen, standen insgesamt sechs Angeklagte vor Gericht wegen Mordes, versuchten Mordes und Folter. Die Taten sollen zwischen 1989 und 1993 stattgefunden haben. [1]


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Colonia Dignidad – Paul Schäfer misshandelt Sektenmitglieder

Im Jahr 2006 wird Paul Schäfer verurteilt, Kinder in seiner freikirchlichen Sekten-Kolonie “Colonia Dignidad” vergewaltigt und gefoltert zu haben. Außer ihm werden weitere Komplizen verurteilt. Die “Colonia Dignidad” hat nachweislich mit dem chilenischen Geheimdienst zusammen gearbeitet und Menschen gefoltert und getötet.

Baustelle: Wir haben für dieses Thema nur deutsche Quellen ausgewertet. Wenn Sie chilenische oder argentinische Quellen mit weiteren Informationen für uns beisteuern können, melden Sie sich gerne bei uns.

Paul Schäfer wurde in Chile mehrfach verurteilt, z.B. in den Jahren 2006 und 2008, und auch einige Mittäter erhielten Haft- und Geldstrafen (Aktenzeichen des Haupt-Urteils: Rol Nº 12.293-2005). Die Angabe der Gesamt-Haftstrafe von Paul Schäfer wird von verschiedenen Quellen unterschiedlich angegeben, weil mehrere Prozesse und Urteile zusammen addiert wurden. Die Stuttgarter Zeitung veröffentlichte 2010 eine der detailliertesten Listen und schrieb von einer Haftzeit von insgesamt 33 Jahren. [1] Ferner wurden er und einige Mittäter verurteilt, an mehrere Opfer Entschädigungszahlungen zu leisten. [2]


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“Thakar Singh”: Kleinkinder mussten stundenlang meditieren

1994 und 1995 wurden zwei Frauen in Bayern wegen Kindesmisshandlung verurteilt, weil ihnen anvertraute Kinder stundenlang meditieren mussten.

Baustelle: In diesem Fall sind noch viele Fragen offen. Wenn Sie uns unterstützen möchten, klicken Sie hier.

Gegen den Guru “Sant Thakar Singh” seien Ermittlungsverfahren in den USA, Indien und Deutschland eingeleitet worden, schrieb der Spiegel 1993 [1].


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Gesetze in den USA stellen Rituelle Gewalt eindeutig unter Strafe

Während sich die deutschen Gesetzgeber schwer tun, Rituelle Gewalt als spezielles Verbrechen anzuerkennen und unter Strafe zu stellen (Hier heißt es oft: “Wir brauchen kein spezielles Gesetz, die Strafbarkeit Ritueller Gewalt ist mit Mord, Sexueller Nötigung, Körperverletzung und anderen Straftatbeständen ausreichend abgedeckt.”), gibt es im US-Bundesstaat Illinois schon seit 1993 eindeutigere Regelungen.

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Charles Manson und seine “Family”

Am 29.3.1971 wird der Musiker Charles Manson gemeinsam mit Mitgliedern seiner Sekte “The Family” verurteilt, weil er für den Tod von insgesamt sieben Menschen im Jahre 1969 verantwortlich gewesen sei.

Das Gericht in Kalifornien/USA befand Manson und Mitglieder seiner Sekte für schuldig, insgesamt sieben Menschen getötet zu haben. Eine davon ist die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, die damalige Ehefrau von Regisseur Roman Polanski.

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