Sexualisierte Gewalt in Ritualen

Sexualisierte Gewalt scheint häufig fester Bestandteil bestimmter Rituale zu sein. Viele Aussteiger/innen berichten von so genannter “Sexualmagie”. Das bedeutet, dass die praktizierenden Gruppen sexuelle Handlungen als “Kraftquelle” bezeichnen und sich davon “Macht” bzw. “Power” versprechen. Diese ideologische oder religiöse “Aufladung” sexualisierter Gewalt kann verschiedene Gründe haben:

  • Sie kann Teil einer Inszenierung sein, um eine besonders “stimulierende” Stimmung für bestimmte Gelüste zu erzeugen.
  • Sie kann sadistische Gelüste rechtfertigen.
  • Sie kann dazu dienen, die Berichte von Aussteiger/innen unglaubwürdig klingen zu lassen.
  • Sie kann dazu dienen, die Opfer einzuschüchtern.
  • Verkleidungen, Gesichtsbemalungen oder Kutten im Rahmen von Ritualen verhindern, dass die Täter/innen von den Opfern oder anderen Teilnehmer/innen erkannt werden.

Was immer es sei – Für die gequälten Betroffenen ist völlig unerheblich, ob die Menschen, die ihnen Gewalt antun, an die “Macht” sexualisierter Rituale glauben oder nicht. Gewalt bleibt Gewalt.



Informationen zu diesem Thema:

Theaterstück in Münster behandelt Gewalt in Institutionen, Kirche und organisierten Kreisen

Die Regisseurin Karen Breece hat im Frühjahr 2024 für das Theater Münster ein Theaterstück über den Tatkomplex Münster und andere Fälle sexualisierter Gewalt auf die Bühne gebracht. “Kinderhäuser” heißt dieses Stück, benannt nach dem Stadtteil Kinderhaus in Münster, in dem jahrelang pädokriminelle Straftaten stattfanden. Wir haben es uns angesehen.


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“Bei Gewalt in Verbindung mit Religion kommen Staat und Hilfsangebote an ihre Grenzen”

Im November 2022 hielt die Infoportal-Redakteurin Claudia Fischer einen Vortrag beim Forum “Gewalt im Alltag” für die Karin und Walter Blüchert Stiftung. Es war der Einführungsvortrag für das Themenfeld “Gewalt und Religion” – und es ging ihr um die Frage, was Gewalt, die in einem religiösen oder ideologischen Kontext ausgeübt wird, von der Gewalt ohne diese Einbettung unterscheidet.

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Kwa Sizabantu: Neuer Untersuchungsbericht aus der Schweiz und Vernetzung von Betroffenen

Im Juni 2022 veröffentlichte die Schweizer Rechtsanwaltskanzlei Capt Zollinger einen Untersuchungsbericht zu einer Schweizer Gemeinde und einer Schule, die bis 2019 zur Mission Kwa Sizabantu aus Südafrika gehörten. Wir hatten im Herbst 2020 über Ermittlungen gegen Kwa Sizabantu in Südafrika berichtet.

Der neue Untersuchungsbericht [1] stellt Berichte von Betroffenen und misshandelten ehemaligen Schülerinnen und Schülern zusammen. Die Aussagen bezogen sich überwiegend auf Ereignisse bis zum Jahr 2002.


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Film-Doku über Rituelle Gewalt in der katholischen Kirche in Oberbayern

Am 10.8.2021 strahlte die ARD-Sendung “Report München” eine Dokumentation über Rituelle Gewalt in der katholischen Kirche in Oberbayern aus mit dem Titel: “Das Netzwerk der Täter”. Die Sendung dokumentiert den Kampf der Betroffenen um Anerkennung des Leids und die Mauern, gegen die sie bei den Verantwortlichen laufen.


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Sozialgericht Darmstadt und Bistum Speyer bestätigen Vorwürfe organisierter sexualisierter Gewalt

Im Mai 2020 fällte das Sozialgericht Darmstadt ein bemerkenswertes Urteil [1]. Es sprach einem 63jährigen Mann Zahlungen nach dem Opferentschädigungsgesetz zu und sah dabei als erwiesen an, dass dieser Mann in einem katholischen Kinderheim des Ordens der „Niederbronner Schwestern“ in Speyer schwere Straftaten erlitten hat, die mehrere Kriterien Ritueller Gewalt erfüllen. Auf so ein Urteil in einem OEG-Verfahren hoffen viele Betroffene und Opferanwältinnen und -anwälte seit langem. Hier kommt nun noch etwas bemerkenswertes hinzu: Das Bistum Speyer geht öffentlich ebenfalls von diesen Straftaten aus und hat sogar den Namen des Haupttäters öffentlich genannt.[2], [4] Zu diesem Fall gibt es inzwischen eine Reihe von Updates.


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Alles Verschwörung?

Plädoyer für solide Information zwischen zwei Extremen

Eine gemeinsame Stellungnahme von der Emanuelstiftung (Bonn), von Lichtstrahlen Oldenburg e.V., Mosaik gegen Gewalt e.V., Bielefeld. Alle drei betreiben das Infoportal Rituelle Gewalt (www.infoportal-rg.de). Veröffentlicht am 18.4.2020 (Hier können Sie diese Erklärung als PDF herunterladen)


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Deutscher Sektenführer entzieht sich einem Gerichtsprozess, taucht unter und wird ermordet

Im September 2016 wurde der deutsche Sektenführer Arno W. am Strand von Uruguay ermordet aufgefunden. Er war angeklagt, in seiner Sekte Kinder vergewaltigt zu haben. Bevor er nach Deutschland ausgeliefert werden konnte, wurde er umgebracht. Weil es deshalb zu keinem Urteil kam, ist dieser Fall nicht in unserer üblichen Fälle-Form aufgelistet, sondern wird hier in einem Fließtext beschrieben. Bitte suchen Sie sich die Stellen heraus, die für Sie von Bedeutung sind.


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Rituelle Gewalt als “Ort” sexuellen Missbrauchs

Seit Anfang 2015 hat der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) auf seiner Webseite unter der Rubrik “Wo findet Missbrauch statt?” auch einen Absatz zu Ritueller Gewalt offiziell mit aufgenommen. Auch wenn man über die Worte “Missbrauch” oder “Sex-Ring” streiten kann (nachzulesen in unseren Begriffserklärungen), ist es eine wichtige Anerkennung für die von Ritueller Gewalt betroffenen Menschen.

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Haftstrafen für Elternpaar nach Teufelsaustreibungen

Im März 2011 wird ein Ehepaar aus Steinheim im Kreis Höxter/NRW verurteilt, die eigene Tochter elf Jahre lang sexuell misshandelt zu haben. Teilweise sollen diese Taten im Rahmen von Teufelsaustreibungen stattgefunden haben.

Zugegeben hat der Vater der Familie im Prozessverlauf nur einen einzigen Geschlechtsverkehr mit seiner Tochter – der ließ sich auch nicht leugnen, weil sie während der Prozess-Laufzeit ein Kind von ihrem Vater zur Welt brachte.

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Kidwelly/Wales – Sektenführer und Helferinnen verurteilt

Im März 2011 wurden vier Erwachsene aus Wales, Großbritannien (ein Mann und 3 Frauen) verurteilt wegen jahrelanger sexualisierter Gewalt an Jungen und Mädchen. Das Gericht stellte fest, dass der Haupttäter der Leiter eines satanistischen Kultes war und die Kinder in diesem Rahmen manipuliert und eingeschüchtert hat.

Die Täter/innen hätten sich auf das “Liber al vel Legis” von Aleister Crowley bezogen. Man habe den Kindern erklärt, Sex sei nötig, um ihrem Gott [2] zu huldigen.


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Urteil gegen den Musiker “Oliver Shanti”

Im Jahr 2009 wurde der deutsche New-Age-Musiker und Sektenführer “Oliver Shanti” von einem Münchner Gericht verurteilt, Kinder seiner Anhänger/innen in den 1980er Jahren sexuell misshandelt zu haben. Er bekam eine Haftstrafe von fast sieben Jahren.

Laut Nachrichtenmagazin Stern hat Shanti sich zumindest manche seiner Anhänger/innen gezielt wegen seines Interesses an ihren Kindern ausgesucht. [1]


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Dutroux und andere in Belgien

Im Jahr 2004 wurde Marc Dutroux verurteilt, weil er mehrere Jahre lang Mädchen und junge Frauen in Belgien entführt, vergewaltigt, gefoltert und getötet hat. Drei Kompliz/innen erhielten ebenfalls Haftstrafen. Dass Dutroux selbst zu einer Sekte gehörte, darauf gibt es keine Hinweise. Belegt sind aber Hinweise darauf, dass er evtl. Kinder an einen Satanskult liefern sollte. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass er Verbindungen zur Stasi und in europaweite pädokriminelle Netzwerke hatte. Damit gibt dieser Fall für unser Thema hochinteressante Einblick in vernetzte Täter/innen-Strukturen. Die Hinweise auf Satanismus bei Dutroux haben wir unter der Rubrik “Religiöse und ideologische Hintergründe” dokumentiert, die Hinweise auf die Stasi unter “Was sagt die Politik?”.

Dutroux ist definitiv ein juristisch überführter pädokrimineller Straftäter, das bestätigt auch Sabine Dardenne, die in seiner Gewalt war, lebend gerettet wurde und später ein Buch veröffentlichte. [1] Inwieweit er auch Kinder an andere Pädokriminelle weiter gegeben hat oder einem satanistischen Kult zur Verfügung stellte (siehe “Religiöse und ideologische Hintergründe”), ist im Prozess nicht abschließend geklärt worden.


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Brasilianische Sektenangehörige 2003 verurteilt

Im Jahre 2003 wurden in Altamira/Brasilien mehrere Mitglieder der Sekte Lineamento Universale Superior, kurz LUS (Sekte “Oberste Universale Ausrichtung”, engl. “Superior Universal Alignment”) wegen Mordes, Entführung, Folter und Kastration an mehreren Jungen zwischen acht und 13 Jahren verurteilt.

Baustelle: Wir konnten für diesen Fall nur deutsche und englischsprachige Quellen auswerten. Wenn uns jemand beim Auswerten von Suchergebnissen und Artikeln aus Argentinien und Brasilien (also in spanisch oder portugiesisch) helfen kann, melden Sie sich bitte bei uns!

 

Die Jungen wurden vergewaltigt und an ihren Genitalien verstümmelt. [1] Der Zusammenhang der sexualisierten Gewalt zur Glaubenaussage, sie seien vom Teufel besessen und müssten getötet werden, ist unklar.

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“Höllenleben” – “Nicki” zeigt Kindstötung auf der Wewelsburg an

Im Dezember 2001 strahlte die ARD den Dokumentarfilm “Höllenleben” aus, in dem eine Frau mit DIS (Dissoziativer Identitätsstruktur, siehe Begriffserklärungen), die sich “Nicki und die Bärenbande” nennt, von Ritueller Gewalt in ihrer Kindheit in einer satanistischen Sekte erzählt. “Nicki” zeigte sich im Rahmen der Recherchen zum Film selbst wegen Kindstötung an.

“Nicki” berichtet im Film über unzählige extrem gewalttätige Vergewaltigungen, auch an anderen Kindern und auch durch mehrere Täter/innen.

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Colonia Dignidad – Paul Schäfer misshandelt Sektenmitglieder

Im Jahr 2006 wird Paul Schäfer verurteilt, Kinder in seiner freikirchlichen Sekten-Kolonie “Colonia Dignidad” vergewaltigt und gefoltert zu haben. Außer ihm werden weitere Komplizen verurteilt. Die “Colonia Dignidad” hat nachweislich mit dem chilenischen Geheimdienst zusammen gearbeitet und Menschen gefoltert und getötet.

Baustelle: Wir haben für dieses Thema nur deutsche Quellen ausgewertet. Wenn Sie chilenische oder argentinische Quellen mit weiteren Informationen für uns beisteuern können, melden Sie sich gerne bei uns.

Paul Schäfer benutzte seine eigene Glaubensgemeinschaft und später die Siedlung Colonia Dignidad, um ungestört pädokriminelle Gewalt an den ihm anvertrauten Kindern zu begehen. Die Journalistin Ulla Fröhling zitiert ihn schon deutlich vor 1960 mit den Worten “Ich brauche einen Ort, wo mir niemand reinriecht.” [1] Mit der Sektengründung, schaffte er sich selbst einen solchen Ort.


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“Thakar Singh”: Kleinkinder mussten stundenlang meditieren

1994 und 1995 wurden zwei Frauen in Bayern wegen Kindesmisshandlung verurteilt, weil ihnen anvertraute Kinder stundenlang meditieren mussten.

Baustelle: In diesem Fall sind noch viele Fragen offen. Wenn Sie uns unterstützen möchten, klicken Sie hier.

Gegen den Guru “Sant Thakar Singh” erhoben laut Nachrichtenmagazin Spiegel mehrere Frauen weltweit Vorwürfe wegen sexueller Misshandlungen. [1]


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Michael Dietmar Eschner und der Thelema-Orden in Lüneburg

Am 3.7.1992 wurde Michael Dietmar Eschner wegen sexueller Nötigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung eines Gruppenmitglieds der von ihm geleiteten Sekte verurteilt. Es gibt noch weitere Urteile rund um diesen Fall.

Eschner hat sich intensiv mit der Sexualmagie des Aleister Crowley beschäftigt und eigene Texte dazu veröffentlicht.

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Angaben zu Täter/innen aus den USA von 1989

Thorsten Becker übersetzte [1] einen Auszug aus dem Bericht der Ritual Abuse Task Force der Los Angeles County Commission for Women 1989:


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Teufelsaustreibung bis zum Tod – Anneliese Michel

Im April 1978 werden die Eltern und zwei verantwortliche katholische Priester verurteilt, weil sie zugelassen haben, dass die 23jährige Anneliese Michel nach Teufelsaustreibungen gestorben ist.

Im März 2017 veröffentlichte der Missbrauchsbeauftragte der Diözese Würzburg, Professor Klaus Laubenthal, einen Vorwurf sexuellen Missbrauchs gegen die beiden Priester, die die Exorzismen an Anneliese Michels durchgeführt haben. Einer der beiden Vorwürfe wurde vom Missbrauchsbeauftragten eines Bonner Ordens an Herrn Laubenthal herangetragen.. Die beiden Vorwürfe waren damait unabhängig voneinander. Professort Laubenthal regte an, dass künftige Forschungen zum Fall Anneliese Michel auch den Aspekt des sexuellen Missbrauchs in Erwägung ziehen sollten. [1]

Quellen:

[1] Artikel in der Mainpost vom 10.10.2016, aktualisiert 17.10.2017: “Neues im Exorzismusfall anneliese Michel”


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Charles Manson und seine “Family”

Am 29.3.1971 wird der Musiker Charles Manson gemeinsam mit Mitgliedern seiner Sekte “The Family” verurteilt, weil er für den Tod von insgesamt sieben Menschen im Jahre 1969 verantwortlich gewesen sei.

Charles Manson wurde schon bevor er seine Sekte gründete mehrfach wegen Vergewaltigung, Zuhälterei und Diebstahl inhaftiert. Zur Sekte gehören überwiegend junge Mädchen und Frauen.

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